Wir haben uns lange über den Zustand unserer Hormondrüsen eher weniger Gedanken gemacht. Es sind kleine innere Organe, die in der Regel ja meistens erst wahrgenommen werden, wenn sie in ihrer Funktion versagen. Erst dann sehen wir, wie stark sie zu unserer Kraft und Leistungsfähigkeit, Wohlbefinden, Sinnlichkeit betragen, und dass sie Träger der Vitalität sind, die es zu pflegen gilt. Es gab früher den Spruch: Du bist so jung wie deine Gefäße. Das stimmt in gewisser Hinsicht auch. Aber noch stärker trifft es auf das Vorhandensein und die Leistungsfähigkeit von Hormondrüsen zu. Wenn sie funktionieren, fühlen wir uns jung und vital, und sehen auch so aus. In dem Moment, wo wir ihre Funktion stören oder ihre Aktivität absinkt, fühlen wir uns älter und kränker und wirken auch so. Wir „brennen aus“.
Über die medizinischen Vorgänge bei diesem Verfallsprozess sind wir uns auch erst in den letzten Jahrzehnten klarer geworden. Deshalb wird heute ein*e Ärzt*in, selbst ein*e Spezialist*in, immer noch eher seltener glauben, dass Ihrem Burnout, wegen dem Sie sie*ihn aufsuchen, eine Hormon-drüsenschwäche zugrundeliegen kann. Es werden da in der Praxis lieber ein paar Hormone im Blut bestimmt, und wenn die Werte nicht zu gravierend von der Norm abweichen, heißt es: Sie bilden sich das alles ein. Es ist alles in Ordnung. Stellen Sie sich nicht so an. Hier, nehmen Sie dieses Anti-Depressi-vum.
Als Betroffene*r sind Sie eher enttäuscht und verärgert über diese Vorgehensweise. Sie spüren: Ich habe keine Depression. Aber wenn ich keine Depression habe, was ist es dann, worunter ich leide? Hier kann man medizinisch näher hinsehen, und wenn Sie Ihre Beschwerden genau darlegen, Selbstmessungen durchführen wie die Bestimmung der Körpertemperatur, des Blutdrucks und des Herzschlags, und diese Werte mit den Ergebnissen aller heute zur Verfügung stehenden technischen diagnostischen Möglichkeiten abgleichen, erkennen Sie in den meisten Fällen, welcher Grad einer Hor-mondrüsenschwäche besteht, und welcher Teil des Hormonsystems vorwiegend betroffen ist. Es kom-men hier vor allem drei Endorgane als Schwach-punkte in Frage: Nebenniere, Schilddrüse und Geschlechtsdrüsen. Am häufigsten ist die Neben-niere betroffen, deren Schwäche womöglich vergesellschaftet ist mit einer Schilddrüsenschwä-che, oder mit einem Rückgang der Leistung der Geschlechtsorgane. Ob diese Hormondrüsen-schwäche dann die Ursache oder der Auslöser Ihrer Burnout-Symptomatik ist, oder andere Faktoren hineinspielen, kann da noch nicht gesagt werden. Im Einzelfall kann die nähere Analyse zeigen, dass andere Kriterien berücksichtigt werden müssen, innerhalb des Hormonregelsystems oder anderer Störfaktoren innerhalb des Körpers, oder außerhalb des Körpers, in der Umwelt, die auf einen einwirkt. Stress kann hier auf geistiger und seelischer und körperlicher Ebene ausgeübt werden und das Hormonsystem und seine Organe schädigen und ihre Funktion einschränken. Vergiftungen von außen können vielfältiger Natur sein, und oft kombinieren sie sich miteinander so lange, bis das „Maß voll ist“. Nur durch das Erkennen möglichst vieler Störfak-toren und ihre Behebung und die Einführung von Heilfaktoren können Fälle von Hormondrüsen-schwäche dann behoben werden.
Es gibt tausende verschiedene Fälle einer Neben-nierenfunktionsstörung. Eine kleine Beeinträchti-gung der Syntheseleistung und der Stressantwort kann meist schon mit einer kleinen Verbesserung der Bedingungen ausgeglichen werden. Oft reicht es dabei sogar bereits, sich in Überforderungssitua-tionen zehn Minuten einfach hinzulegen und nichts zu tun, und schon läuft ein komplexes Regelwerk im Hormonsystem im Körper in die richtige Richtung, das Gehirn scheidet beispielsweise in der Ruhe wieder vermehrt die erwünschten Releasing-Faktoren aus, der Schilddrüsenhormon- und Corti-solverbrauch gehen zurück, und schon beginnt sich eine Störung der Funktion der Hormondrüsen zu reparieren. Wie weit diese Verbesserung gehen kann, hängt von der Ausprägung der Störung ab, aber Maßnahmen wie ein Power-Nap, Entspan-nungsübungen oder die Durchführung von Körper- und Atemübungen des Yoga verdanken ihre regenerative Wirkung diesen Mechanismen und sind wichtige Faktoren für die Vorbeugung einer schweren Nebennierenstörung. Wir können Stress und Ruhe modulieren wie Gas und Bremse, und wenn wir dabei Stress minimieren und Ruhe verstärken und noch dazu schlechte Ernährung mit guter Ernährung ersetzen, benötigte Vitalstoffe zuführen, und die Hormonbildung im Bedarfsfall mit pflanzlichen oder synthetischen Hormonen stützen, können wir Bedingungen schaffen, bei denen auch schwerere Formen der Hormondrüsen-schwäche nach und nach überwunden werden.